MiFID II: Banken müssen ihre Kräfte bündeln und zu einem Schlussspurt ansetzen (Studie)

Jede sechste Bank schafft es vermutlich nicht, die MiFID II-Vorgaben pünktlich zum 3. Januar 2018 vollumfänglich umzusetzen. Zum Erhebungszeitpunkt knapp drei Monate vor Ablauf der Frist lag der von PPI ermittelte Readiness-Index, der den Umsetzungsstatus misst, lediglich bei 75 Prozent. Zu diesem Zeitpunkt wäre ein Sollwert von 94 Prozent erforderlich gewesen, um eine branchenumfassende, fristgerechte Einführung zu gewährleisten. Bei der vorherigen Befragungswelle im Januar 2017 waren noch alle Institute davon ausgegangen, die Frist einhalten zu können. Die sechste Auflage der Bankenstudie „MiFID II-Readiness – Banken bei der Umstellung auf der Zielgeraden?“ der Unternehmensberatung PPI AG zeigt die Ursachen, die Kostentreiber, aber auch Chancen der neuen Regulierung aus Sicht der befragten Vertreter aus Kreditinstituten auf.

2014 haben EU-Kommission und Parlament die Finanzmarkt-Richtlinie MiFID II (Markets in Financial Instruments Directive) beschlossen. Ursprünglich sollte sie zum 1. Juli 2016 in Kraft treten. Umsetzungsschwierigkeiten im Finanzsektor führten zu einer Fristverlängerung um anderthalb Jahre. Dennoch werden 16 Prozent der befragten Banken auch das neu gesetzte Ziel nicht einhalten können. Ein wesentlicher Grund: 88 Prozent der Kreditinstitute haben die Umsetzungsprojekte nach dem Verlängerungsbeschluss zeitweise auf Eis gelegt oder verzögert. Die zusätzliche Zeit wurde somit nicht genutzt, um sich intensiver mit der zum Teil sehr komplexen Umsetzung auseinander zu setzen. Nur 54 Prozent hatten bereits in Q4 2016 mit ihren Einführungsprojekten begonnen „Die Sünden der Vergangenheit holen die Banken jetzt ein“, sagt Christian Appel, Partner bei PPI. „Im Grunde hätte aus den Erfahrungen mit MiFID I noch bekannt sein müssen, wie komplex regulatorische Einführungsprojekte sein können. Nicht zuletzt aufgrund stetiger Konkretisierungen und sukzessiver Finalisierung der regulatorischen Vorgaben müssen die Anforderungen an IT-Systeme und Prozesse immer wieder angepasst werden. Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass viele Institute die Beschäftigung mit MiFID II auf die lange Bank geschoben haben. Die Anforderungen wurden bzw. werden jetzt in Hektik noch umgesetzt, teils ohne die zeitliche Möglichkeit weitergehender Analysen, welche Potenziale die neue Richtlinie auch für die eigene Geschäftsstrategie eröffnet.“

Tatsächlich überprüfen zwar sämtliche Kreditinstitute im Rahmen der MiFID-II-Einführung, wie sich die Regularien auf ihre Prozesse und IT auswirken und fast alle (96 Prozent) durchleuchten auch ihre Kundeninformationen und Verträge auf Kompatibilität. Allerdings spielen gerade zentrale strategische Überlegungen – wie die Frage nach neuen strategischen Chancen – nur für vier von fünf Banken eine Rolle. Dies trotz aller Änderungen, die das Regelwerk gerade für das Wertpapiergeschäft mit Privatanlegern erfordert.

Insgesamt überwiegen aus Sicht der befragten Institute jedoch die negativen Konsequenzen von MiFID II. Nur 16 Prozent der Befragten erkennen neue Geschäftsfelder oder Wettbewerbsvorteile, während 44 Prozent den Wegfall von Einnahmequellen oder eine Einschränkung des Geschäftsmodells beklagen. In allererster Linie steht MiFID II jedoch einfach im Ruf, das Geschäft zu verteuern, sowohl durch einmalige Kosten im Rahmen der Einführungsprojekte (98 Prozent) als auch durch aufwändige Prozesse im laufenden Betrieb (96 Prozent).

Teure Dokumentationspflichten

Insbesondere die neuen Bestimmungen zur Aufzeichnung von Beratungs- und Telefonprotokollen gelten als Kostentreiber. Mittlerweile gehen 78 Prozent der Befragten von hohem finanziellen Aufwand dafür aus. Dies sind noch einmal zwölf Prozentpunkte mehr als bei der vorherigen Befragung im Januar 2017. Auf dem zweiten Platz folgen die strengeren Auflagen, die bei der Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen beachtet werden müssen. Dies gilt bei 46 Prozent der Banken als teuer. In dieser Hinsicht sind die Befürchtungen im Vergleich zum Januar (52 Prozent) wieder etwas abgeflaut.

Die Einführung der durch MiFID II geforderten neuen Verfahren gestaltet sich für viele Banken aufwändiger als angenommen. 62 Prozent der Institute geben an, dass sie mehr Personal als ursprünglich geplant einsetzen mussten. 94 Prozent der Befragten sagen, dass die Umstellung von Systemen und Prozessen, die zur Einhaltung der Transparenzvorschriften nötig sind, kostenintensiv werden – noch einmal ein Zuwachs gegenüber den 84 Prozent, die diese Ansicht bei der Befragung vor acht Monaten vertreten haben. „Erst auf der Zielgeraden wird manchem klar, dass der Aufwand im eigenen Haus unterschätzt wurde“, so Studienleiter Appel. „In aller Schnelle eine gesetzeskonforme Lösung herstellen zu müssen, treibt natürlich die Kosten in die Höhe.“

Neugestaltung alternativer Vertriebskanäle

Fast jeder zweite Befragte rechnet mit einem spürbaren Einfluss der neuen Prozesse bei alternativen Vertriebswegen wie Online-, Video- oder Telefonbanking (Januar 2017: 38 Prozent). Zudem geht jede dritte befragte Bank davon aus, dass sich das Angebot bei Produkten mit Festpreis verändern wird. Dass diese Maßnahmen helfen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, gilt jedoch nicht als wahrscheinlich. Nach wie vor rechnen insgesamt 60 Prozent der befragten Institute nicht damit, dass der zu erzielende verbesserte Anlegerschutz auch gleichzeitig zu einem Imagegewinn beiträgt.

Zur Studie

Die Studie „MiFID II-Readiness – Banken bei der Umstellung auf der Zielgeraden?“ der PPI AG untersucht den aktuellen Stand sowie die Planung der Kreditinstitute in Deutschland zur Umsetzung der neuen Finanzmarktrichtlinie MiFID II und zeigt strategische Handlungsoptionen auf.

Im Oktober 2017 wurden inzwischen zum sechsten Mal MiFID-II-Verantwortliche aus 50 Kreditinstituten befragt. Die vorherigen Befragungen fanden im September 2014, März 2015, September 2015, Mai 2016 und Januar 2017 statt. Auf Basis der Angaben zur bisherigen Laufzeit und zur geplanten Fertigstellung wird der „MiFID II-Readiness-Index“ ermittelt, der den aktuellen Stand der Umsetzung widerspiegelt. Die Ergebnisse liefern somit ein umfassendes Bild der Entwicklung und Umsetzung der MiFID II-Anforderungen in der deutschen Finanzwirtschaft bis zum Stichtag 03.01.2018.

Folgen der MiFID II-Umsetzung: Das ändert sich für Bankkunden

In drei Monaten tritt die MiFID II-Richtlinie in Kraft. Derzeit arbeiten die Banken mit Hochdruck an der Realisierung. Jetzt zeigt sich immer konkreter, wie die Institute das Mammut-Projekt umsetzen und ob der Gesetzgeber sein Ziel erreichen wird, die Verbraucher besser zu schützen.

Die auf Finanzdienstleister spezialisierte Unternehmensberatung Cofinpro begleitet eine Vielzahl von großen deutschen Banken und Kapitalverwaltungsgesellschaften bei der MiFID II-Umsetzung. Ein Überblick über die Erfahrungen aus diesen Projekten und die Konsequenzen, die sich daraus für die Kunden ergeben:

1. Berge von Papier

Ab Herbst dieses Jahres bekommen viele Bankkunden ein Starterpaket mit Informationen rund um MiFID II, AGB-Änderungen und mehr: Pro Kunde werden dutzende Seiten Papier verschickt. Viel mehr Papier begleitet den Kunden künftig auch über das Jahr. Bei jedem Beratungstermin wird er stapelweise zusätzliche Produkt- und Kosteninformationen zu seiner Beratungsdokumentation erhalten. Daneben noch je Quartal eine Depotübersicht, welche die Umsätze und Bestände darstellt. Und im Rahmen der Vermögensverwaltung sind die Institute verpflichtet, ebenfalls alle drei Monate ausführlich über die Entwicklung der Anlageprodukte zu informieren. Zudem müssen dem Kunden beispielsweise auch kurzfristige Überschreitungen einer bestimmten Verlustschwelle im Depot mitgeteilt werden. „Die Mitteilungen häufen sich also und die zu erwartende Reaktion vieler Kunden: Sie werden die Post ihrer Bank noch seltener gründlich studieren“, sagt Daniel Spitschan ist Senior Expert Consultant bei Cofinpro.

2. Die Auswahl an Produkten verringert sich für den einzelnen Kunden

Die Banken werden ihr Angebot künftig sehr genau prüfen, um die strengen Auflagen zu erfüllen und Risiken in der Beratung zu minimieren. Sie sind verpflichtet, ihre Angebote genau am jeweiligen Anlegerprofil auszurichten. Abweichungen sind nur in Ausnahmefällen möglich, was die Risikostreuung im Kundendepot erschweren wird. Das Anlageziel und die Motivation des Kunden müssen hinterfragt sowie regelmäßig überprüft werden. „Dies ist aus Sicht des Verbraucherschutzes sinnvoll, wird aber dazu führen, dass die Kunden künftig auf weniger Produkte zugreifen können. So wären vor allem Anleger, die ohne Beratung Wertpapiere kaufen, von etwaigen automatisierten Vertriebseinschränkungen negativ betroffen und deren Wahlfreiheit eingeschränkt“, sagt Melanie Purgar, Senior Expert Consultant bei Cofinpro.

3. Der Ausweis der tatsächlichen Kosten gelingt nicht immer

Der Gesetzgeber verlangt künftig eine bessere Kostentransparenz. Die Banken sind verpflichtet, bereits vor dem Geschäftsabschluss alle anfallenden Kosten auszuweisen. Das Dilemma der Banken dabei: Zu diesem Zeitpunkt stehen die Kosten je nach Produktart noch gar nicht konkret fest. Die Institute müssen also auf die Vorjahreswerte zurückgreifen, um eine angenäherte Schätzung abzugeben. In den neuen jährlichen Kostenreports werden die Kunden beispielsweise dann auch nicht die tatsächlich angefallenen Produktkosten ihres Fonds sehen, sondern gegebenenfalls die Zahlen aus dem Jahresabschluss des Vorjahres.

4. Es bleibt bei der abhängigen Beratung

Auch unter MiFID II wird kein Durchbruch der Honorarberatung erfolgen, da der organisatorische Aufwand für die Institute zu hoch ist. „Die Banken werden sich also nicht von ihrem traditionellen Modell der abhängigen Beratung abwenden“, zeigen die Erfahrungen von Melanie Purgar. Doch sie müssen explizit auf diese Art der Vergütung hinweisen und gleichzeitig an der Qualität ihrer Dienstleistungen arbeiten. Sonst dürfen sie die Provisionen für die Vermittlung von Finanzprodukten nicht mehr behalten. Zur Qualitätssteigerung zählt beispielsweise ein verbesserter Zugang zu Beratungsdienstleistungen – auch in Form eines engmaschigen Filialnetzes. Damit könnte sogar dem „Filialsterben“ in der Fläche entgegengewirkt werden. Im Katalog der potenziellen Qualitätsverbesserungen ist außerdem von Online-Tools die Rede, die den Kunden bei der Überwachung und Beurteilung des Portfolios unterstützen sollen. Solche Maßnahmen sind bestenfalls ohnehin bei vielen Banken geplant, die ihr Online-Angebot ausbauen wollen.

5. Alle Telefongespräche werden aufgezeichnet und viele Jahre archiviert

Die Bank muss künftig sämtliche telefonischen und elektronischen Orderaufträge oder Anlagegespräche mit dem Kunden aufzeichnen. Manche Institute nehmen das gesamte Gespräch auf – also gegebenenfalls auch Privates. Andere werden erst auf die Aufnahmetaste drücken, wenn es um das Produkt geht. Allen gemeinsam ist: Die Aufzeichnung wird mindestens über 7, eher über 10 Jahre archiviert, um die geführten Gespräche zu protokollieren und im Streitfall über Beweismittel zu verfügen.

6. Mehr Bürokratie für Vereine und andere juristische Personen

Jede juristische Person, also beispielsweise jeder eingetragene Verein, braucht ab dem kommenden Jahr einen sogenannten Legal Entity Identifier (LEI), um weiter Finanztransaktionen vornehmen zu können. Ohne diesen dürfen beispielsweise Fondsanteile nicht mehr verkauft werden. Die Beantragung eines solchen LEI kostet Geld und sie muss jährlich neu erfolgen. Das ist umständlich und teuer. „Die Regelung dürfte dazu führen, dass kleinere Beträge seltener in Wertpapiere angelegt werden“, erklärt Wertpapier-Experte Daniel Spitschan.

Fazit: MiFID II beinhaltet aus Verbrauchersicht viele sinnvolle Maßnahmen. Doch es bringt nicht nur den Banken, sondern auch dem Kunden noch mehr Bürokratie und nimmt ihm möglicherweise Chancen in der Geldanlage. Zudem widerspricht eine mit der Regulierung einhergehende steigende Standardisierung im Produkt- und Dienstleistungsangebot dem zunehmenden Bedürfnis der Verbraucher nach individuellen Leistungen. Die Institute müssen Wege finden, diesen Anforderungen zu begegnen.

Digitale Ertragsquellen der Banken sprudeln nicht (Infografik)

Neun von zehn Instituten in Deutschland wollen bis 2019 so viele Abläufe wie möglich standardisieren, dass sie im Idealfall von Algorithmen übernommen werden können. Das genügt der Mehrheit der Banken allerdings nicht: Um zusätzlich Kosten zu senken, schnellen parallel die Investitionen für Outsourcing in die Höhe.

63 Prozent der Institute wollen in den kommenden zwei Jahren neue Aufgaben auslagern, 20 Prozentpunkte mehr als 2014. Das ergibt die Studie Branchenkompass Banking von Sopra Steria Consulting.

Über Softwareroboter lassen sich laut Studie bei stark standardisierten Abläufen bis zu 50 Prozent der Kosten eines Mitarbeiters eines Nearshore-Dienstleisters und bis zu 30 Prozent der Kosten eines Offshore-Mitarbeiters in China oder Afrika einsparen, so eine Markteinschätzung von Sopra Steria Consulting. Fortgeschrittene Einsatzfelder sind Compliance-Abteilungen mit komplexen Zuständigkeiten und das Risikomanagement. 87 Prozent der Institute wollen ihre Gesamtbanksteuerung und das Meldewesen an die Bankenaufsicht industrialisieren. Jeder zweite Entscheider sieht zudem Potenzial für eine automatisierte Prüfung von Firmenunterlagen, wenn es um die Bewilligung von Krediten geht.

Robotic Process Automation (RPA) entwickelt sich damit zur Ergänzung, teilweise sogar zur Alternative, zum Outsourcing. Trotz der neuen Möglichkeiten durch RPA: Das Auslagern von Prozessen und Tätigkeiten an hochspezialisierte Dienstleister bleibt ein wichtiges Instrument für die Banken, um zusätzlich Kosten zu senken. Und es wird noch wichtiger: Fast jede dritte Bank (29 Prozent) wird zum Beispiel neue Outsourcing-Maßnahmen im Zahlungsverkehr ergreifen – mehr als doppelt so viele wie bei der Befragung 2014. Jedes sechste Geldinstitut plant zudem, Teile des Wertpapiergeschäfts von Spezialisten erledigen zu lassen – ebenfalls Tendenz steigend. Ein Outsourcing von Compliance-Aufgaben steht dagegen nur bei jeder zehnten Bank auf der Agenda.

steria

Jeder zehnte Österreicher will nächstes Jahr seine Bank wechseln

  • Kunden wünschen sich längere Öffnungszeiten und persönliche Ansprache
  • Bankexperte: „Geldinstitute gehen noch zu wenig auf ihre Kunden zu“

In Österreich ist die Wechselbereitschaft bei vielen Bankkunden groß. Jeder Zehnte wird wahrscheinlich im nächsten Jahr das Konto bei seiner Bank kündigen und zu einem anderen Geldinstitut wechseln. Das ergab die „Kundenbankstudie Österreich 2017“ der Unternehmensberatung EUROGROUP CONSULTING (EGC), für die mehr als 2.100 Bankkunden befragt wurden. Demnach finden viele Kunden den Service ihres Kreditinstituts verbesserungsbedürftig: Sie erwarten längere Öffnungszeiten, persönliche Ansprache und mehr Übersichtlichkeit bei den angebotenen Bankprodukten.

Dass es eine rege Nachfrage nach Bankprodukten gibt, zeigt die Studie ebenfalls: Knapp elf Prozent der Kunden würden gerne in Wertpapiere oder Fonds zu investieren, wurden aber noch nicht angesprochen. Noch größer ist die Nachfrage nach Finanzierungen: 41Prozent wollen in den kommenden drei Jahren einen Konsumkredit aufnehmen, etwa jeder Fünfte (rund 21 Prozent) plant, eine Immobilienfinanzierung abzuschließen. „Das Potential für Neugeschäft ist groß, aber die Geldinstitute gehen noch zu wenig auf ihre Kunden zu“, sagt der Geschäftsführer von EGC Österreich, Heinrich Piermeier.

Interesse an Wertpapieren und Fonds deutlich gewachsen

Insbesondere das große Interesse an Wertpapieren und Fonds ist in der Befragung sehr ausgeprägt, denn aktuell ist der Anteil der Wertpapierbesitzer mit nur zehn Prozent der Bevölkerung im Vergleich zu anderen Ländern des Euroraumes sehr klein. „Es zeigt, dass die Menschen in Österreich nach neuen Anlagemöglichkeiten Ausschau halten“, sagt Piermeier. Auffällig sei, dass diese Interessenten von ihrer Bank aber noch nie Angebote zu Anlagemöglichkeiten bekommen hätten. Defizite zeigen sich laut Studie insbesondere in den Großstädten Wien und Salzburg, sowie in der Region Tirol. „Österreichs Banken sollten den Trend aufgreifen und jetzt die Chance nutzen, Kunden mit attraktiven Angeboten zu gewinnen oder zu halten“, betont Piermeier.

Laut der Studie sind viele Bürger derzeit mit dem Service ihrer Bank nicht ganz zufrieden. Vor allem fällt es ihnen schwer, sich bei den angebotenen Bankprodukten einen Durchblick zu verschaffen – hier wünschen sich die Kunden mehr Transparenz. Bei Vertragsabschlüssen bemängeln sie zu viel Bürokratie in den Vertragsunterlagen, die die Geschäftsabwicklung behindern. „Nur wenige Banken sehen aktuelle Regulierungen als Vertriebs- und Veränderungschance; hier braucht man bloß auf die Einfachheit der Fintechs schauen, was möglich ist“ betonte Piermeier.

Auch junge, digitale Kunden wollen persönliche Beratung

Wichtigstes Instrument bei der Vermittlung von komplexen Bankprodukten bleibt die persönliche Beratung: „Den Weg, den viele Banken mit der Effizienzsteigerung eingeschlagen haben, ist sicherlich richtig. Er schließt aber eine aktive Kundenansprache nicht aus“, so Piermeier. Dafür müsse auch das Angebot an Beratungszeiten ausgeweitet werden. Laut der Studie sind es vor allem junge Frauen und Männer bis 30 Jahren, die sich längere und flexiblere Öffnungszeiten in den Filialen wünschen.

„Gerade bei komplexen Themen wie Aktienkauf und Baufinanzierung wollen die Kunden ausführlich beraten werden“, betont Piermeier. Das gelte auch für diejenigen, die bei allen übrigen Bankgeschäften gerne auf digitale Kanäle zurückgreifen. Der sogenannte persönlich-digitale Kundentyp macht mit aktuell rund 46 Prozent, also knapp die Hälfte aller Bankkunden aus. „Die meisten Kunden nutzen heute selbstverständlich digitale Kommunikationskanäle – auch im Kontakt mit ihrer Bank. Finanzinstitute sollten sich im Klaren sein, dass die persönliche Beratung bei spezifischen Themen nach wie vor gewünscht oder sogar verlangt wird.“

Kundenwünsche sind regional unterschiedlich

Die Kundenwünsche sind auch in den Regionen Österreichs unterschiedlich. Laut der Studie ist das Interesse an Wertpapieranlagen in Wien, Salzburg und Tirol besonders groß. Die Haushalte, die im nächsten Jahr einen Konsumkredit aufnehmen wollen, befinden sich am häufigsten in Oberösterreich, Tirol und Kärnten.

Die meisten Haushalte, die die Anschaffung oder den Bau eines Eigenheims planen, gibt es im Burgenland, Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg. In diesen Bundesländern spielt jeder Fünfte mit dem Gedanken, in naher Zukunft eine Immobilie zu erwerben, wofür eine entsprechende Bankfinanzierung benötigt wird. „Natürlich sind die Bedarfe in den einzelnen Regionen unterschiedlich, doch mit der Studie kann auch gezeigt werden, in welchen Gegenden Angebot und Nachfrage gut abgestimmt sind, und in welchen Regionen das weniger der Fall ist“, betonte Piermeier. „Hier können Banken ansetzen, um ihre Vertriebsaktivitäten zu verstärken.“

Fazit der „Kundenbankstudie Österreich 2017“

Wenn die Banken die Zeichen der Zeit erkennen und sich stärker auf die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden ausrichten sowie die Digitalisierung und das veränderte Kundenverhalten als Chance sehen (Dualer Vertrieb), können nicht nur Bestands- und auch Neukunden begeistert, sondern auch positive Effekte in der Ertragslage erzielt werden.

Über die „Kundenbankstudie Österreich 2017“

Im April 2017 führte EUROGROUP CONSULTING eine Studie zum Thema „Potenziale offensiv nutzen!“ Kundenbankstudie Österreich 2017″ durch. An der Online-Befragung nahmen 2.135 Personen ab 16 Jahren mit Hauptwohnsitz in Österreich teil. Um eine bevölkerungsrepräsentative Struktur der Daten zu erhalten, erfolgte die Erhebung nach vorgegebenen Quoten über die Merkmale Geschlecht, Alter und Bundesland. Als Referenzdatei wurden die Bevölkerungsdaten der Statistik Austria zugrunde gelegt.

Roland Berger erwartet Durchbruch für Blockchain

Der Finanzbranche steht voraussichtlich in wenigen Jahren die nächste Umwälzung bevor. Die Unternehmensberatung Roland Berger geht davon aus, dass die Ende des vergangenen Jahrzehnts erfundene Blockchain-Technologie in drei bis fünf Jahren ihren Durchbruch erlebt.

Die Folge für die Finanzbranche könnten nach einer neuen Studie der Münchner Berater sowohl Milliardeneinsparungen als auch eine potenziell existenzbedrohende Herausforderung für manche Unternehmen sein. Andere Unternehmensberatungen gehen von ähnlichen Szenarien aus. Und wie schon bei anderen Internet-Technologien hinkt Europa der weltweiten Konkurrenz hinterher: „Es ist wichtig, dass Europa hier drei Gänge zulegt, ansonsten werden die Geschäftsmodelle aus Asien und Amerika den weltweiten Markt erobern“, sagte Studienkoautor Sebastian Steger.

Blockchain ist seit einigen Jahren in der Finanzbranche in aller Munde, bekanntestes Beispiel ist die Digitalwährung Bitcoin. Eine Blockchain ist eine große Datenbank, die nicht auf einem einzigen Server liegt, sondern dezentral auf viele Rechner verteilt ist – und jeder Teilnehmer hat im Prinzip die gleichen Zugriffsrechte.

Der zweite Punkt: Die Software kann mit automatischen Handlungsanweisungen gekoppelt werden, wie Steger sagt. „Die Verbindung dieser zwei Aspekte hat aus unserer Sicht ein Riesenpotenzial für die gesamte Wirtschaft“, meint der Berater. Das Schlagwort dafür heißt „smart contract“; ein via Internet geschlossener Vertrag, der sich bei Erfüllen der Vertragsbedingung selbst einlöst. „Viele Transaktionskosten können auf nahezu null reduziert werden, das wird schwierig für teure Intermediäre“, sagt Steger.

Die Blockchain-Technologie und „smarte“ Verträge haben einen analogen Vorgänger, den Bankwechsel: Der Aussteller notierte auf einer Urkunde die Zahlungsanweisung für den Empfänger. Der Wechsel berechtigte dann den Empfänger, die genannte Summe einzulösen.

Wie das Beispiel Bitcoin zeigt, lässt die Blockchain-Software nicht nur Datenübertragung zu, sondern auch die Schaffung einer digitalen Währung – die Technologie verfüge über das Potenzial, ökonomische Werte statt nur Informationen über ökonomische Werte via Internet zu übertragen, sagt Markus Tradt, IT-Ingenieur bei der Münchner Rück. Der weltgrößte Rückversicherer und andere große Unternehmen wie die Allianz haben kürzlich die unternehmensübergreifende Blockchain-Initiative B3i gestartet.

Das abstrakte Modell lässt sich am konkreten Beispiel leichter erklären: Wer online bezahlen will, braucht dafür ein Konto – bei einer Bank oder einem Online-Bezahldienst wie Paypal. In armen Ländern wird das Wirtschaftswachstum unter anderem dadurch gehemmt, dass es gar kein oder nur ein rudimentäres Finanzwesen gibt.

Funktionierende Handynetze gibt es aber sogar in kriegs- und krisengeschüttelten Ländern wie Afghanistan und Somalia. Mit Blockchain-Apps ist es denkbar, Geld ohne Bank von Mensch zu Mensch zu schicken. Die Empfänger könnten den entsprechenden Betrag dann bei anderen autorisierten Teilnehmern eines Blockchain-Netzwerks in Bargeld eintauschen oder für Online-Einkäufe verwenden, schreiben die Roland Berger-Berater in ihrer Studie.

Bezahldienste sind aber keineswegs die einzige denkbare Anwendung. „Mit Hilfe dieser Technologie lassen sich viel mehr Transaktionen abwickeln, nicht nur Geldtransfers“, sagt Steger. So ist am Finanzmarkt ist bisher eine Fülle von Zwischeninstanzen tätig – etwa Clearinghäuser, die Wertpapiergeschäfte für Käufer und Verkäufer abwickeln und dafür Gebühren verlangen. Würde sich Blockchain weitverbreiten, „könnten viel oder alle dieser Intermediäre eliminiert werden, ebenso wie die damit verbundenen Kosten und Zeitverzögerungen“, argumentieren die Roland Berger-Berater. „Der Durchbruch der Blockchain wird allerdings nicht morgen kommen, aber in drei bis fünf Jahren“, sagt Steger.

Die Münchner Rück gehe davon aus, dass Blockchain „die Versicherungsindustrie durch eine gemeinsame, transparente Dokumentation vertragsrelevanter Informationen nachhaltig beeinflussen“ kann, wie IT-Ingenieur Tradt sagt. „Sie ermöglicht es uns, neue Produkte zu entwickeln, neue Risiken zu versichern und neue Märkte zu erschließen.“ Vorteile bringen soll die Blockchain-Technologie aber auch für die Kunden: „Auf Seiten der Konsumenten wird sich dies in kürzeren Bearbeitungszeiten, rascherer Schadensregulierung und günstigeren Prämien bemerkbar machen.“/cho/DP/he

Künstliche Intelligenz wird zur Schlüsseltechnologie für Banken

Finanzdienstleister: Maschinelles Lernen wird die Branche revolutionieren

Machine Learning wird sich in drei bis fünf Jahren als eine Schlüsseltechnologie bei Finanzdienstleistern etabliert haben. Künstliche Intelligenz wird eigenständig zentrale Aufgaben von Finanzdienstleistern übernehmen und dabei wiederkehrende Prozesse automatisieren, Handlungsempfehlungen liefern und komplexe Analysen erstellen. Sie lernt aus Datenbergen, ohne explizit darauf programmiert worden zu sein. Rückblickend betrachtet, wird das maschinelle Lernen die Branche massiv verändern. Das zeigen aktuelle Marktanalysen der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro.

„Machine Learning entwickelt sich zu einer Schlüsseltechnologie, die den Menschen künftig nicht ersetzen, aber sehr stark unterstützen wird. In drei bis fünf Jahren werden Unternehmen aller Branchen damit arbeiten, ob sie nun ihre Kunden besser beraten oder aber ihre Prozesse effizienter gestalten wollen“, sagt Dirk Ungemach-Strähle, Experte für das Thema Machine Learning bei Cofinpro. „Das maschinelle Lernen ist bereits heute längst nicht mehr die exklusive Domäne von Forschern in Sachen künstliche Intelligenz oder digitalen Unternehmen wie Amazon, Google und Microsoft.“

Finanzdienstleister könnten Machine Learning beispielsweise im Zusammenhang mit Robo Advisory einsetzen – also mit Systemen zur digitalen Vermögensverwaltung. Anwendungsmöglichkeiten wären hier die Wertpapierberatung für Privatkunden, das Portfoliomanagement oder der Eigenhandel mit Aktien, Anleihen und anderen Papieren. Im nächsten Schritt ließe sich maschinelles Lernen im Sinne einer ganzheitlichen, auf künstlicher Intelligzenz basierender Finanzplanung nutzen.

Ein weiterer denkbarer Bereich sind Chatbots – hierbei handelt es sich um text- oder sprachbasierte Dialogsysteme zwischen Bankkunden und Bots, die unter anderem Auskünfte zu Kontotransaktionen erteilen, einfache Serviceanfragen beantworten oder Zahlungsaufträge entgegennehmen. Konkrete Anwendungsfälle finden sich zudem bereits bei der Erkennung von Betrugsmustern in Zahlungsverkehrsströmen oder bei der Kreditkartenzahlung.

Allerdings gibt es auch regulatorische Hürden seitens der Finanzaufsicht zu beachten. So ist unter anderem der vollautomatische Einsatz im Handel mit Wertpapieren nach geltender Regulierung untersagt, denn auf maschinellem Lernen basierende Handelsentscheidungen sind nicht eindeutig nachvollziehbar. „Außerdem hat der Kunde das Recht, dass eine Ablehnung seines Kreditantrages nicht nur auf einer automatisierten Beurteilung seiner persönlichen Daten beruht. Das wiederum schränkt die Kreditvergabe per künstlicher Intelligenz ein“, erläutert Cofinpro-Seniorberater Ungemach-Strähle. Bei vielen Prozessen könnten Maschine-Learning-Systeme daher Entscheidungen vorbereiten, die Menschen letztlich treffen werden. Die Auswahl geeigneter Anwendungsfälle ist daher der Schlüsselfaktor für den erfolgreichen Einsatz von Machine Learning.

Hier gelangen Sie direkt zum Whitepaper Machine Learning: https://cofinpro.de/downloads/

Semantic E-Commerce: bald auch schon für Bankprodukte?

Vor einigen Tagen habe ich in einem Artikel von iBusiness folgende Stellen gefunden, die sich mit E-Commerce beschäftigen. Obwohl hier vor allem der Verkauf von Waren angesprochen ist kann man diesen Artikel auch aus Sicht des Dienstleistungsunternehmens Bank lesen – und sieht sehr viele Parallelen.
Das semantische Web wird auch vor Bank- und Wertpapierprodukten nicht Halt machen – auch diese können mittels entsprechendem semantischem Hintergrund in einer Art Shop entweder direkt an den Kunden (z.B. jene Kunden, die ihre Wertpapiere ohne Beratung durch einen Kundenberater online kaufen) oder aber an den Bankberater  (Beispiel: Investmentfonds-Datenbank in die die Investmentfonds-Anbieter Daten der einzelnen Fonds einspeisen und in kurzen Abständen aktualisieren) gebracht werden.
 
Bildquelle: infoworld.com
 
Das Internet, wie wir es heute kennen, ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Allerdings wird noch immer nicht das volle Potenzial dieser Technologie ausgeschöpft.
Noch muss der Kunde selbst entscheiden, ob das Suchergebnis richtig ist – hat beispielsweise die Suche nach „Golf“ ein Produkt für die Sportart, eine Automarke oder etwa eine Reise nach Mittelamerika geliefert? Mit dem Semantic Web wird das heutige Internet erweitert, sodass Computer die Inhalte lesen, interpretieren, untereinander austauschen und auch neue Erkenntnisse ableiten können.
 
 
Konkrete E-Commerce-Anwendungen sind beispielsweise semantische Produktbeschreibungen, bedürfnisorientierte Applikationen, Produktattributsuchen, modellbasierte Produktempfehlungssysteme und digitale, autonome Shopping-Assistenten.
 

Der Kunde profitiert von besseren Suchergebnissen, passenden Produktempfehlungen, individuelleren Angeboten und einer höheren Markttransparenz. Der E-Shop-Betreiber kann durch den Einsatz der semantischen Technologie den Kundenstamm vergrößern, die Kundenzufriedenheit und -loyalität erhöhen und schließlich mehr Umsatz generieren.

 

Auswirkungen auf die elektronische Wertschöpfungskette: Semantische Anwendungen versprechen hier nicht nur eine Lösung, sondern bilden auch die Basis für neue Geschäftsmodelle. Die Nutzung der semantischen Technologie wird den gesamten elektronischen Handel verändern, deren Einführung ist essenziell für Hersteller und Händler von Produkten sowie Anbietern von Dienstleistungen.

 

 Auch der Alltag des EShop-Betreibers sieht nicht immer rosig aus. Einerseits muss er ständig seine Produktkataloge pflegen, um dem Kunden ein aktuelles Sortiment mit ansprechenden Produktbeschreibungen zu bieten.

 

Zusätzlich muss er diese Änderungen meistens auch in die Produktsuche, eventuell Produktempfehlungsfunktionen und andere Systeme übernehmen, respektive die entsprechenden Datenaustauschprozesse auf Funktionalität prüfen.

 

Andererseits möchte der E-Shop-Betreiber seine Produkte natürlich auch über das Internet findbar machen. Sind die Produktseiten optimiert für Internet-Suchmaschinen? Um auf Preisvergleichs- und/ oder Shopping-Portalen gelistet zu sein, müssen Feeds generiert und geliefert werden – abhängig von den Portalen in unterschiedlicher Frequenz und häufig in verschiedenen Datenformaten. Darüber hinaus sind meistens noch weitere Aspekte wie Aktualität der Angebote, auf das jeweilige Portal abgestimmte Produktsortimente und andere Vorgaben zu berücksichtigen.

 

Aus E-Shop-Betreiber-Sicht gibt es für das Verkaufen im Internet folgende Ziele:

  • Einmaliger Aufbau der Warengruppen. (Anm.: und Dienstleistungen)
  • Nahtlose Vernetzung mit Lieferanten und Absatzmittlern.

  • Automatische Aktualisierung der Produkte und Produktbeschreibungen.

  • Idealziel I: Nahtlose Übernahme und automatische Aktualisierung der Produkteigenschaften von den Herstellern bei gleichzeitiger globaler Findbarkeit.

  • Idealziel II: Adaptives E-Commerce-System, das auf Kundenanliegen reagiert und bedürfnisorientierte Angebote liefert.“

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