Konsumkredit-Index mit Prognosehorizont 2023: Verbraucherstimmung verbessert sich deutlich

KKI 2023

Verbraucher werden Kredite zu Konsumzwecken im Jahr 2023 in vergleichbarem Maß nutzen wie im Vorjahr. Dies prognostiziert der aktuelle Konsumkredit-Index (KKI) des Bankenfachverbandes. Grundlage des KKI ist eine Untersuchung unter 1.900 Verbraucherhaushalten, die im Februar nach ihren Konsum- und Finanzierungsabsichten befragt wurden. Mit einem Wert von 95 Punkten zeigt der Index für das laufende Jahr eine stabile Kreditnachfrage auf Vorjahresniveau an.

Index-Wert steigt um 17 Punkte

Im Vergleich zur Jahresmitte 2022 hat sich die Verbraucherstimmung mit Blick auf die Finanzierung von Konsumanschaffungen in 2023 signifikant aufgehellt. So hatte der im Juni/Juli 2022 erhobene Konsumkredit-Index mit einem Wert von 78 Punkten einen Tiefstwert erreicht. Zu diesem Zeitpunkt war mit einer tendenziell leicht rückläufigen Kreditaufnahme bis Mitte 2023 zu rechnen.“Die Verbraucherstimmung hat sich in den letzten Monaten spürbar verbessert“, sagt Jens Loa, Geschäftsführer des Bankenfachverbandes, und ergänzt: „Viele Menschen haben das Bedürfnis, aufgeschobene Anschaffungen nachzuholen und zu finanzieren“.

Mehr Kredite für Unterhaltungselektronik

Dem aktuellen Index gemäß rechnet der Bankenfachverband für 2023 mit mehr Krediten für Unterhaltungselektronik und für sonstige Konsumgüter. Konstant bleiben soll die Nutzung von Autofinanzierungen sowie von Krediten für Möbel, Küchen und Haushaltsgroßgeräte.

Studie Konsumkredit-Index 2023

Der Bankenfachverband (BFACH) vertritt die Interessen der Kreditbanken in Deutschland. Seine Mitglieder sind die Experten für die Finanzierung von Konsum- und Investitionsgütern wie Kraftfahrzeugen aller Art. Die Kreditbanken haben mehr als 170 Milliarden Euro an Verbraucher und Unternehmen ausgeliehen und fördern damit Wirtschaft und Konjunktur.

Der Konsumkredit-Index prognostiziert die private Kreditaufnahme in den kommenden zwölf Monaten. Dazu befragt Ipsos halbjährlich rund 1.900 Haushalte über das Finanzmarktpanel der GfK. Ein Indexwert von 100 zeigt eine Entwicklung auf Vorjahresniveau, ab 125 steigt die Kreditnutzung signifikant an.

Konsumkredit-Index 2022/2023: Prognose der privaten Kreditnutzung stabil mit leicht fallender Tendenz

Privatpersonen werden künftig tendenziell etwas weniger Kredite zur Anschaffung von Konsumgütern nutzen als in den vergangenen zwölf Monaten. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Konsumkredit-Index (KKI) des Bankenfachverbandes, für den die Marktforschungsgesellschaft Ipsos rund 1.800 Verbraucherhaushalte nach ihren zukünftigen Konsum- und Finanzierungsabsichten befragt hat. Mit 78 Punkten hat der aktuelle KKI den niedrigsten Wert seit seiner Einführung im Jahr 2011. Damit weist der KKI zwar eine leicht fallende Tendenz auf, liegt aber noch im stabilen Bereich.

Konsumkredit-Index 2022/2023: Prognose der privaten Kreditnutzung stabil mit leicht fallender Tendenz

Auto-Finanzierungen konstant

Während die Nutzung von Konsumkrediten insgesamt leicht zurückgehen dürfte, gibt es Unterschiede bei den Trends der einzelnen Finanzierungsgüter. So sind zwar weniger Kredite für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgroßgeräte, dafür aber mehr Kredite für Möbel bzw. Küchen sowie sonstige Konsumgüter zu erwarten. Die Nachfrage nach Auto-Finanzierungen soll konstant bleiben. „Kraftfahrzeuge sind weiterhin die wichtigsten Finanzierungsgüter“, sagt Jens Loa, Geschäftsführer des Bankenfachverbandes.

Finanzierungsplanung stabilisiert

Die Nutzung von Konsumkrediten ist davon abhängig, ob Verbraucher planen, sich Konsumgüter anzuschaffen, und ob sie beabsichtigen, diese zu finanzieren. Der niedrige Wert des aktuellen KKI liegt in erster Linie in einer zurückhaltenden Anschaffungsplanung begründet, der Teil-Indexwert beträgt hier 67 Punkte. Die Finanzierungsplanung der Haushalte ist mit 117 Punkten dagegen stärker ausgeprägt. „Finanzierungen wirken sich stabilisierend auf den rückläufigen Konsum und damit auch auf die Konjunktur aus“, so Loa.

Studie: „Buy now, pay later“ wird zum entscheidenden Shopping-Kriterium – Auch Banken können vom stark wachsenden Markt profitieren

Der Markt für „Buy now, pay later“ (BNPL) boomt. Für die Verbraucher werden passgenaue Angebote mit mehreren Wahlmöglichkeiten bei der Bezahlung zur Selbstverständlichkeit. Wer letztendlich hinter dem BNPL-Kredit steht, ist für sechs von zehn Konsumenten unwichtig. Vor allem die jungen Kunden setzen auf „Jetzt kaufen, später zahlen“ – und zwar sowohl beim Online-Shopping als auch vor Ort im Geschäft. Das zeigt die Studie „Konsumentenfinanzierung neu gedacht“, für die das Fintech Credi2 im Juni 2021 repräsentativ 1.000 Deutsche und Österreicher befragte.

„Alles deutet darauf hin, dass BNPL sich in den kommenden fünf Jahren vervierfachen und zu einem Billionenmarkt wird, wie auch aktuelle Zahlen von Juniper Research zeigen“, sagt Daniel Strieder, CEO und Mitgründer von Credi2. „Für immer mehr Kunden wird die Möglichkeit, mit BNPL so flexibel zu zahlen, wie sie es möchten, zum entscheidenden Shopping-Kriterium.“

Besonders beliebt ist das spätere Bezahlen bei den 18- bis 34-Jährigen. Mehr als 70 Prozent würden beim Kauf eine Finanzierung in Anspruch nehmen, um spontaner oder auch mal auf ein höherwertiges Produkt zugreifen zu können. Ein ganz wichtiger Aspekt bei der Entscheidung für BNPL ist zudem die finanzielle Flexibilität. Interessant dabei: Die Verbraucher sind mit den Konditionen am Point of Sale einverstanden. Rund jeder Dritte meint sogar, dass diese günstiger sind als bei der Hausbank.

Einfach, schnell und flexibel – das erwarten die Kunden von „Buy now, pay later“

„Der gesamte Prozess muss jedoch einfach sein“, so Credi2-CEO Strieder. „Kaum jemand ist noch bereit, seinen Kreditantrag umständlich bei der Hausbank zu stellen und dann abzuwarten, bis das Geld ausgezahlt wird. Für den Kunden wird es zur Selbstverständlichkeit, dass die Kreditvergabe reibungslos in den Kaufprozess integriert ist.“ Drei von vier Befragten erwarten zudem eine schnelle Kreditzusage innerhalb weniger Minuten sowie flexibel anpassbare Kreditraten.

„Zahlungsdienstleister wie Klarna, Paypal oder Afterpay haben das enorme Potenzial längst erkannt und drängen massiv in den BNPL-Markt. Die Banken dagegen drohen die Schnittstelle zum privaten Kunden mehr und mehr zu verlieren, und verzichten damit auf ein attraktives Geschäftsfeld“, ist Strieder überzeugt.

Denn auch die traditionellen Institute können sich trotz ausgelasteter IT-Abteilungen und träger Prozesse ihren Anteil am boomenden Markt sichern. Mit Plattformen wie der von Credi2 beispielsweise bringen Banken BNPL-Lösungen von der Idee bis zum finalen Produkt innerhalb von wenigen Wochen zur Marktreife.

Finanzierungsstudie: Jeder vierte Verbraucher nutzt Ratenkredite

Zur Anschaffung von Konsumgütern verwendet einer von vier Verbraucherhaushalten regelmäßig Ratenkredite. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Bankenfachverbandes, in dessen Auftrag die Marktforschungsgesellschaft Ipsos mehr als 1.800 Haushalte in Deutschland nach ihren Konsum- und Finanzierungsgewohnheiten befragt hat.

Finanzierungsstudie 2019

„Monatsraten ermöglichen vielen Verbrauchern die Anschaffung langlebiger Konsumgüter“, erläutert Jens Loa, Geschäftsführer des Bankenfachverbandes. Der wichtigste Anlass, eine Finanzierung zu verwenden, ist dabei der Kauf eines Pkw. Rund zwei Drittel aller Ratenkredit-Nutzer schaffen sich mit ihrem Kredit ein Auto an. Neuwagen werden im Schnitt mit 19.400 Euro und Gebrauchtwagen mit 11.500 Euro finanziert.

Auch Gutverdiener zahlen in Raten

Rund 3.000 Euro beträgt das monatliche Haushaltsnettoeinkommen von Kreditnutzern und liegt damit mehr als 200 Euro über dem Durchschnitt aller Befragten. „Auch Gutverdiener zahlen in Raten und schonen damit ihre Liquidität“, sagt Loa. Zwei von drei Finanzierungsnutzern im Handel fragen selbst nach entsprechenden Optionen zur monatlichen Zahlung nach. Angebote zur Finanzierung von Konsumgütern werden heute von vielen Verbrauchern erwartet. Ohne diese Angebote wären zwei Drittel aller finanzierten Käufe nicht erfolgt. Dieses Ergebnis der Studie untermauert die volkswirtschaftliche Bedeutung von Finanzierungen, die den privaten Konsum stützen und Verbraucherbedürfnisse befriedigen.

Der Bankenfachverband (BFACH) vertritt die Interessen der Kreditbanken in Deutschland. Seine Mitglieder sind die Experten für die Finanzierung von Konsum- und Investitionsgütern, allen voran Kraftfahrzeuge. Die Kreditbanken haben mehr als 190 Milliarden Euro an Verbraucher und Unternehmen ausgeliehen und fördern damit Wirtschaft und Konjunktur. Mehr als zwei Drittel aller Ratenkredite stammen von den Kreditbanken.

Studie: Margendruck vs. kundenorientierte Neuausrichtung – Impulse für eine Weiterentwicklung des Privatkundengeschäfts im Banking

Deutliche Strukturveränderungen bei stagnierenden Gesamterträgen, Transformation im Vertrieb wesentliche anstehende Aufgabe

zeb, Berater der europäischen Finanzindustrie für Strategie- und Managementfragen, hat im Sommer 2019 zum 19. Mal den wirtschaftlichen Zustand und die Entwicklungen im deutschen Privatkundenbankgeschäft analysiert und daraus Implikationen für die Branche abgeleitet. Danach stagnieren die Erträge im Retailbanking mit deutschen Privatkunden aktuell bei rund 50 Mrd. Euro. Dies entspricht einem leichten Rückgang von 0,1 Prozent im Vorjahresvergleich und liegt rund 9 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2010 bzw. nahezu ein Viertel unter dem Niveau der Jahrtausendwende.

Die Erträge aus dem Einlagengeschäft haben sich aufgrund des durch die Niedrigzinsphase induzierten Margendrucks gegenüber 2010 mittlerweile mehr als halbiert. Mittelfristig ist bei fortgesetztem Niedrigzins zudem der Verlust der aktuell noch ca. 7 Mrd. Euro verbleibenden Erträge in dieser Kategorie zu erwarten. Gegenläufig und damit positiv entwickelten sich die Erträge im Kreditgeschäft. Hier erwirtschaften die Banken mit Privatkunden heute rund 20 Mrd. Euro und damit etwa 16 Prozent mehr als zu Beginn des Jahrzehnts. Die Entwicklung dieses Geschäftszweigs ist nach vorne gesehen konjunktursensitiv, wobei der Wachstumsverlauf bisher ungebrochen ist.

Bedrohung im Daily Banking durch digitale Angebote

Im Kreditgeschäft enthalten ist das private Konsumkreditgeschäft (inkl. Dispo), das gegenüber 2010 um 14 Prozent gestiegen ist und heute mehr als 25 Prozent der Privatkundengeschäftserträge ausmacht. Dennoch adressieren viele klassische Retailbanken dieses Geschäftsfeld nicht in dem Maße wie andere Geschäftszweige. Sie halten – noch – den strategisch wichtigen Kundenzugang im Daily Banking, der durch digitale Kundenlösungen und PSD2 von neuen Wettbewerberkategorien zunehmend ins Visier genommen wird. Da derzeit mehr als die Hälfte des Privatkreditgeschäfts über klassische Vertriebskanäle jenseits von POS oder Onlinemarktplätzen abgesetzt wird, ist der Zugang zum Kunden aus dem täglichen Banking eine gute Plattform zum Ausbau des Konsumkreditgeschäfts, sowohl beim originären Neugeschäft als auch in der Umschuldung.

Außerdem profitieren etablierte Wettbewerber von der positiven Entwicklung bei den Girokontenerträgen. Hier verdienen Banken zurzeit ca. 7 Mrd. Euro und damit rund 2 Mrd. Euro mehr als im Jahr 2010. Diese vermeintlich komfortable Situation im Daily Banking darf nicht über die Bedrohung hinwegtäuschen, die insbesondere von der Schnelligkeit der Entwicklung digitaler Angebote ausgeht. „Der Zugang zum Kunden ist von strategischer Bedeutung gerade für etablierte Player – ihn zu verlieren, wäre im Retailbanking existenzbedrohend. Der Wettbewerb um den Kundenzugang kommt in den nächsten Jahren in die entscheidende Phase“, stellt Ulrich Hoyer, zeb-Partner und Leiter der Retailbanking-Praxisgruppe, fest.

Baufinanzierung als Treiber

Zentraler Bestandteil in der Vermögensplanung privater Haushalte ist die eigene Immobilie und damit die Baufinanzierung, deren Erträge in den vergangenen fünf Jahren um über 25 Prozent angewachsen sind. In einem Markt, der generell durch steigende Immobilienpreise gekennzeichnet ist, gelang es den Banken, ihre Neugeschäftsmargen wieder auszuweiten und damit gegenläufige Entwicklungen, wie z. B. steigende Anteile an Eigenkapital, zu kompensieren. Absehbare Veränderungen in der Kanalnutzung, steigende Kundenanforderungen und deutliche Effizienzsteigerungen führen künftig aber auch in diesem Geschäftszweig zu erhöhtem Konkurrenzdruck und lassen nicht unerhebliche Verschiebungen bei der Potenzialerschließung der ca. 7 Mrd. Euro erwarten.

Ertragspotenzial mit Privatkunden in Deutschland sinkt ohne Gegenmaßnahmen

Die dargestellte Stagnation der Ertragsbasis resultierte 2018 in einem Branchenergebnispool von noch ca. 2 Mrd. Euro. Bis 2023 erwarten die zeb-Experten auf Basis aktueller makroökonomischer Zukunftsszenarien und des Geschäftsmixes im Privatkundengeschäft ein Absinken des Ertragspotenzials mit Privatkunden in Deutschland auf dann 46,8 Mrd. Euro – ein Rückgang, der besonders durch den Verlust der Einlagenerträge getrieben ist. Bei einer tendenziell leichten Normalisierung der Risikokosten und ohne weitere Verbesserungen der Kostenbasis resultieren in dem daraus folgenden Fünfjahresszenario substanzielle Verluste: Ohne wirksame Gegenmaßnahmen dürfte das Ergebnis im deutschen Privatkundengeschäft in den nächsten fünf Jahren auf dann ca. -5 Mrd. Euro sinken.

Kundenorientierte Neuausrichtung gefordert

In diesem Marktumfeld müssen Banken neben den notwendigen Kostenprogrammen ihre geschäftlichen Anstrengungen in wachsende Geschäftsfelder intensivieren und sich auf einen weiter verschärften Wettbewerb einstellen. „Wachstum in einzelnen Geschäftsfeldern und insbesondere Erfolg im Verdrängungswettbewerb erfordern eine systematische, kundenorientierte Neuausrichtung im Bankvertrieb“, so Dr. Marc Buermeyer, zeb-Partner und Leiter der Retailbanking-Praxisgruppe. Banken sollten im Vertrieb einen systematischen Prozess etablieren, der den Zusammenhang von Kundenerfahrung, Kundendaten, Kundenverständnis und personalisierten Angeboten fortlaufend optimiert.

Erfolgreiche technologiebasierte Anbieter machen es vor: Eine gute Kundenerfahrung bindet Kunden an eine Plattform und führt zu einem stetig wachsenden Bestand an kundenbezogenen Daten, aus dem sich Erkenntnisse zu Bedürfnissen und Präferenzen der Kunden ableiten lassen. Auf dieser Basis passend und individuell gestaltete Angebote verbessern wiederum die Kundenerfahrung. Dieser Ansatz geht deutlich über einen eng gedachten, auf Kampagnen oder Vertriebsimpulse fokussierten Einsatz von Data Analytics hinaus. Einen derartigen sich selbst verstärkenden Wirkungskreis systematisch in den etablierten Bankstrukturen zu verankern, ist eine der größten aktuellen Transformationsherausforderungen für Banken im digitalen Zeitalter.

Kundenorientierung lohnt sich

Eine Analyse über den Zeitraum von 2013 bis 2018 verdeutlicht, dass sich Kundenorientierung tatsächlich lohnen kann. Die 50 größten europäischen Banken unterscheiden sich teilweise deutlich darin, wie sie Kundenorientierung im Management und in der Kommunikation gewichten. Gliedert man die Banken beispielsweise nach der Prominenz des Themas in der Geschäftsberichtskommunikation der letzten Jahre und vergleicht die hier führenden Banken mit ihren Mitbewerbern, zeigt sich ein positiver Zusammenhang zwischen finanziellen Kennzahlen und Kundenorientierung. Banken mit hoher Kundenorientierung notieren im Mittel mit einem Kurs-/Buchwert-Multiple von 1,2 gegenüber 0,8 bzw. 0,6 bei Banken mit mäßiger oder geringer Kundenorientierung. Diese Bewertungsunterschiede spiegeln deutlich höhere Rentabilitäten (RoE von 9,4 % vs. 5,1 % bzw. -0,9 %) und auch höhere Effizienzen (CIR von 57 % vs. 68 % bzw. 65 %) wider.

Studie: Weckruf für Banken – Kundenloyalität nimmt immer weiter ab

Nur noch rund 40 Prozent der deutschen Bankkunden setzen auf lediglich ein Kreditinstitut, um ihre Bankgeschäfte abzuwickeln. Der Hausbankstatus ist gefährdet. Ein Wechsel der Hausbankbeziehung könnte Deutschen Banken innerhalb der nächsten fünf Jahre bis zu 10 Milliarden Euro an Ertrag kosten, wie eine aktuelle Analyse von Oliver Wyman zeigt.

Vertrauen, eine enge Beziehung zum Bankberater sowie die Nähe zur nächsten Filiale haben lange Zeit das Verhältnis zwischen Privatkunde und Kreditinstitut bestimmt und den Begriff der „Hausbank“ geprägt. Eine aktuelle Umfrage der Strategiebratung Oliver Wyman aber zeigt, dass diese Aspekte zunehmend unwichtiger werden: Mehr als 60 Prozent der über 2.000 Befragten deutschen Bankkunden gaben an, heute bereits zwei oder mehr Bankbeziehungen zu haben. Nur knapp 40 Prozent sind ausschließlich Kunde einer Bank. Mit einer Durchdringungsrate von nahezu 100 Prozent ist das Girokonto das Ankerprodukt der Hausbankbeziehung. Zweitbanken hingegen werden überproportional für Kreditprodukte wie Baufinanzierung oder Verbraucherdarlehen verwendet. Das Besondere hierbei: Beide Produkte zusammen generieren im Schnitt etwa 30 Prozent der Erträge, was für die Hausbank besonders besorgniserregend ist.

„Über die verschiedenen Bankentypen im deutschen Markt hinweg wird ein klares Muster erkennbar“, sagt Tobias Dziggel, Partner bei Oliver Wyman. „Die traditionellen Geldhäuser wie Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbank sowie andere Filialbanken nehmen immer noch die Vormachtstellung in der Rolle als Hausbank ein.“ Über drei Viertel aller privaten Bankkunden tätigen ihre Finanzgeschäfte mit einem dieser Institute. Im Falle der Zweitbank ändert sich das Bild: Etwa 50 Prozent der Kunden nutzen Direktbanken als weitere Bankverbindung, wie die Umfrage zeigt.

Kundenloyalität im Wandel

In der Vergangenheit war die Verbindung zur Hausbank von Kontinuität geprägt. Durchschnittlich nur circa ein bis zwei Prozent aller Kunden haben in den vergangenen dreißig Jahren innerhalb eines Jahres ihre Bankbeziehung gewechselt; in den letzten fünf Jahren ist der Wert auf rund drei Prozent angestiegen. „Über alle Altersgruppen hinweg haben die Kunden über Jahre beziehungsweise Jahrzehnte eine dauerhafte Beziehung zur ihrer Hausbank etabliert. Folglich haben Kreditinstitute lange Zeit nur mäßig in Kundenbindungsprogramme investiert und den Fokus auf die Neukunden­akquise gelegt anstatt Bestandskunden aktiv zu managen“, sagt Dziggel.

Althergebrachte Verhaltensmuster in der Beziehung von Kunde zur Bank gelten zunehmends nicht mehr. Eine steigende Anzahl von Kunden wendet sich von ihrer Hausbank ab oder beabsichtigt einen Wechsel in der nahen Zukunft. Diese Tendenz ist insbesondere bei jungen Bankkunden, im Alter zwischen 18 und 29, stark ausgeprägt. Gut ein Fünftel aller Kunden in den Altersgruppen von 18 bis 29 und 30 bis 49 Jahren haben sich in den vergangenen fünf Jahren gegen ihre Hausbank und für eine neue Bank entschieden. Durch den demographischen Wandel ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird. „Die Gründe für einen Wechsel sind vielfältig“, sagt Benjamin Schulz, Principal bei Oliver Wyman. „Unzufriedenheit über die Konditionen ist allerdings ein wesentlicher Beweggrund.“

Durchschnittliche_Dauer_Bankkunde_Hausbank

Banking ist im digitalen Zeitalter angekommen
Digitale Angebote von Banken werden immer stärker als Standard denn als Unterscheidungs­merkmal angesehen. Traditionelle Kreditinstitute sind mittlerweile erfolgreich digital aufgestellt. Darüber hinaus sind Kunden zunehmend in der Lage, sich über Konditionen – zum Beispiel über Preisvergleichs-portale – zu informieren und selbst zu entscheiden, wofür sie bezahlen wollen. „Während in der Vergangenheit der Kontowechsel aufgrund diverser Hürden wie etwa dem bürokratischen Aufwand beim Kontoumzug oder komplizierter Kontoeröffnungsprozesse nur selten vollzogen wurde, ist das Wechselrisiko aktuell deutlich höher und wird weiter ansteigen“, ist sich Schulz sicher. Ausgehend vom demographischen Wandel ist zu erwarten, dass rund 25 Prozent aller Kunden ihre Hausbank innerhalb der nächsten fünf Jahre wechseln könnten. „Für traditionelle Bankhäuser stellt dies in den kommenden fünf Jahren ein kumuliertes Ertragsrisiko von knapp 8 bis 10 Milliarden Euro dar“, warnt Dziggel.

Um auch in der Zukunft die primäre und lukrative Beziehung mit Kunden zu sichern, raten die Berater Kreditinstituten Maßnahmen entlang von drei Dimensionen zu entwickeln:

  • Überarbeitung der Produktkonditionen und Gebühren – Einführung flexibler, differenzierter und wettbewerbsfähiger Preismodelle
  • Institutionalisierung eines systematischen Bestandskunden- und Retention Managements
  • Aufbau eines „Financial Homes“, um alle finanziellen Belange des Kundens zu aggregieren und gesamtheitlich zu verwalten.

Finanzierungsstudie: Verbraucher nutzen verstärkt das Internet zur Kreditaufnahme

Mehr als jeder vierte Verbraucherkredit kommt online zustande. Dies ergibt eine aktuelle Studie zum Finanzierungsverhalten der deutschen Bundesbürger, welche die GfK für den Bankenfachverband durchgeführt hat. Der Anteil an Online-Ratenkrediten hat sich dabei in den vergangenen zwei Jahren von 21 auf 27 Prozent erhöht. Auch die Informationssuche vor der Kreditaufnahme verlagert sich zunehmend ins Netz. Jeder Dritte recherchiert auf einer Bankenseite, jeder Fünfte bei Portalen und ein Zehntel auf sonstigen Websites.

Die Internet-Affinität nimmt bei Finanzgeschäften generell zu. So nutzen 27 Prozent der Verbraucher Apps für Bankgeschäfte, in erster Linie zum Online-Banking. Vor fünf Jahren waren dies lediglich fünf Prozent. Eine Kreditaufnahme per Smartphone können sich heute bereits sieben Prozent der Verbraucher vorstellen.

Autokauf ist wichtigster Grund für einen Kredit

Mehr als jeder dritte Verbraucherhaushalt verwendet aktuell Finanzierungen, um Konsumgüter zu bezahlen. Die Anschaffung eines Autos bleibt dabei der wichtigste Grund, einen Konsumkredit aufzunehmen. So finanziert jeder dritte Nutzer eines Ratenkredits einen Gebrauchtwagen und jeder vierte einen Neuwagen. Zwar verwenden insgesamt etwas weniger Verbraucher Kredite als im Vorjahr, dies allerdings mit wachsender Zustimmung. Mehr als drei Viertel aller Kreditnutzer sind mit ihrer Finanzierung zufrieden.

 

Konsum- und KFZ-Finanzierung
Quelle: GFK SE/ Konsum- und KFZ-Finanzierung

Mit diesem Link geht´s zur Studie…

Halbjahreszahlen der Kreditbanken: Finanzierungen für privaten Konsum wachsen stärker als Unternehmenskredite

Die auf Konsum- und Investitionsfinanzierungen spezialisierten Kreditbanken Deutschlands haben ihre Kreditvergabe weiter ausgebaut. Zur Jahresmitte lag ihr Gesamtbestand an Krediten für Verbraucher und Unternehmen bei 180,9 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 10,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Das Konsumklima ist weiterhin positiv, und die Unternehmen investieren wieder in Ausrüstungen“, sagt Peter Wacket, Geschäftsführer des Bankenfachverbandes. Der stärkere Zuwachs zeigt sich dabei allerdings nicht im Bereich Firmenkunden, sondern bei Privatkunden.

Konsumfinanzierung wächst zweistellig

Im ersten Halbjahr vergaben die Kreditbanken neue Finanzierungen im Wert von 30,5 Milliarden an Verbraucher. Dies waren 10,7 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. „Die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt fördert den privaten Konsum und auch die Finanzierungsneigung“ erläutert Wacket und ergänzt: „Aufgrund der guten Rückzahlungsmoral der Verbraucher liegt das Risiko auf historisch niedrigem Niveau“.

Investitionsfinanzierung plus sieben Prozent

Ihre Kredite für mobile Ausrüstungsinvestitionen steigerten die Kreditbanken in der ersten Jahreshälfte um 6,5 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro. Zu den gewerblichen Finanzierungsgütern zählen neben Produktionsmaschinen auch EDV-Anlagen sowie Spezial- und Medizintechnik und Kraftfahrzeuge vom Lkw bis zum Pkw.

Insgesamt finanzierten die Kreditbanken im ersten Halbjahr rund 934.000 Neu- und Gebrauchtwagen an Unternehmen und Verbraucher – ein Plus von 4,5 Prozent.

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